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Szenische Lesung

Stadtrundgang

Di. 26. Oktober 2021 um 18.00 Uhr

Mahnmal für die jüdischen Opfer (am Rathaus), Verden

Eintritt: kostenlos

Der Stadtgang führt zu den etwa ein Dutzend ehemaligen jüdischen Geschäften in der Verdener Großen Straße um 1930 (Rathaus bis Brückstraße). Dabei wird berichtet, wie das NS-Regime ab 1933 durch antisemitische Hetze, Boykottaufrufe und weitere Drangsalierungen die jüdischen Geschäftsinhaber zur Aufgabe zwang. Berichtet wird auch von Zwangsschließungen und Enteignungen der letzten jüdischen Geschäfte und Immobilien nach den Angriffen der SA auf die Geschäfte am 9. November 1938 (Reichspogromnacht), sowie über das Schicksal ihrer jüdischen Besitzer und Besitzerinnen bis hin zu Deportation und Mord in den Vernichtungslagern.

»Arisierung« und »Entjudung« in Verden

Am 1. April 1933, nur wenige Monate nach der Machtübernahme Ende Januar 1933, zettelte das NS-Regime reichsweit Boykottmaßnahmen gegen jüdische Geschäfte an. Dieser Boykott bildete das Startsignal für die sogenannte „Arisierung“, die zum Ziel hatte, jüdisches Eigentum in den Besitz von Nichtjuden, sogenannten „Ariern“, zu überführen. Dieser von den Nationalsozialisten gerne auch „Entjudung“ genannte Prozess führte zur vollständigen Verdrängung der Juden aus dem Wirtschafsleben und zum kompletten Raub jüdischen Eigentums und Vermögens.
Das NS-Regime schuf sich in den nächsten Jahren mit zahlreichen Gesetzen, Erlassen und Verordnungen ein nach rein juristischen Maßstäben völlig legales Instrumentarium zur Durchsetzung der „Arisierung“. Boshaftigkeit und Niedertracht des Regimes kannten dabei keinerlei Grenzen. Die Reichspogromnacht am 9. November 1938 und die unmittelbar folgenden Zwangsverkäufe, Zwangsversteigerungen und schlichter Raub bildeten den Höhepunkt und Abschluss der „Arisierung“.
Der Terror der Arisierung war noch nicht der letzte Akt der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft. Nachdem man ihnen alles genommen hatte, folgten Deportation und Massenmord in den Vernichtungslagern. Arisierung und Deportation in die Vernichtungslager passierten nicht nur andernorts, sondern auch in Verden.

Jüdisches Erwerbsleben im Jahre 1933 in Verden
Zum Zeitpunkt der Machtübernahme der Nationalsozialisten Anfang 1933 lebten in Verden 78 jüdische Mitbürger*innen. Das waren 0,8 Prozent der damals ca. 10.800 Einwohner der Stadt, was etwa dem Reichsdurchschnitt entsprach. Das scheint wenig, aber die Jüdische Gemeinde und ihre Mitglieder waren in Verden äußerst präsent, nicht zuletzt durch ihr religiöses und kulturelles Zentrum, die Synagoge, ganz in der Nähe des Stadtzentrums am Johanniswall gelegen. Viele Mitglieder der Gemeinde waren mit ihren Geschäften in der Verdener Altstadt vertreten. Vor allem in der Großen Straße gab es über ein Dutzend jüdische Geschäfte und Hausgrundstücke in jüdischem Besitz. Die über 20 Selbständigen sowie Handel- und Gewerbe treibenden jüdischen Einzelpersonen und Firmen, darunter allein sieben jüdische Viehhändler und Schlachter bildeten mit ihren Familien die übergroße Mehrheit der jüdischen Bevölkerung Verdens und hatten großen Anteil am öffentlichen und geschäftlichen Leben der Stadt.

Stadtrundgang Verden