Hans Jonas
Hans Jonas wurde am 14.09.1906 in Verden geboren. Seine Eltern waren Paul Jonas und Rosette Jonas, geb. Rothenberger. Er hatte drei Geschwister: Alfred (Jg. 1900), Margot (Jg. 1911) und Herbert (Jg. 1917).1 Seine zuvor in Hameln wohnenden Eltern hatten sich am 10.09.1900 in Verden angemeldet und in der Großen Straße 80 ein Schuhwarengeschäft eröffnet.
Hans Jonas meldete sich nach achtjähriger Pflichtschulzeit am 30.03.1921 nach Vlotho/Weser ab, um dort eine kaufmännische Lehre zu absolvieren. Er kehrte 1922 nach Verden zurück2 und trat als Handlungsgehilfe in das väterliche Geschäft ein.
Er war befreundet mit dem gleichaltrigen Hans Hildesheimer, der schon 1933 geflüchtet war. Auf Hans Jonas‘ Einwohnermeldekarte ist nachträglich für den März 1934 vermerkt: „Unabgemeldet nach Frankreich verzogen“. Schriftverkehr und Fluchtrouten wurden geheimpolizeilich überwacht, Listen angefertigt. Auf der Nachtragsliste „der bekannt gewordenen Emigranten aus der Stadt Verden“ vom 15.09.1934 findet sich folgende Bemerkung: „J. ist durch den in Frankreich aufenthaltsamen Handl.-Geh. Hildesheimer (…) bewogen, sich nach Frankreich zu begeben. Von beiden muss angenommen werden, dass sie sich als Flüchtlinge ausgeben und gegen Deutschland arbeiten.“
Im Gegensatz zu Hans Hildesheimer kehrte Hans Jonas nach Verden zurück, und zwar am 21.12.1934. Auf der Suche nach Arbeit begann ein unstetes Leben. Seine nächsten Stationen waren Helmstedt und Rostock. Dort wurde er in der Pogromnacht vom 09./10.11.1938 verhaftet und schon einen Tag später in das Zuchthaus Alt-Strelitz überführt und erst am 02.12.1938 entlassen.
Zur Auswanderung genötigt und ausgestattet mit einem Visum, das ihm Verwandte beschafft hatten, emigrierte er Anfang 1939 nach Bolivien, wo er sich einer Theatergruppe als Schauspieler, Dekorateur, Bühnenmeister und Inspizient zugleich anschloss, die 1951 in Montevideo gastierte. Dort endete auch sein Theaterengagement. Er wurde depressiv und setzte am 19.07.1951 seinem Leben ein Ende, wie es in einem von Hans Hildesheimer überlieferten, undatierten Nachruf in einer deutschsprachigen südamerikanischen Zeitung heißt: „Vielleicht waren es die Jahre im Konzentrationslager, die ihn trotz aller zurückhaltenden Liebenswürdigkeit so menschenscheu gemacht hatten. Er war sehr allein (…). Ein hilfsbereiter, bescheidener Mann hat unseren Kreis so leise verlassen, wie er in ihn getreten war.“