Pola Fogel berichtet
„Eigentlich hätte ein fünfzehnjähriges jüdisches Mädchen aus Polen, infolge der Endlösung, die das Dritte Reich mir anbot, schon im Jahre 1942 in einem Vernichtungslager umgebracht werden müssen. Trotzdem gelangte ich nach Verden, und zwar als polnisches, katholisches Bauernmädchen. […] Seit 1941 waren meine Eltern, meine drei Schwestern und ich im Ghetto Rawa Mazowiecka. […] Während es den anderen Polen möglich war, durch Tauschhandel Nahrungsmittel zu erlangen, litten wir im Ghetto Hunger. […] Im September 1942 drangen SS-Leute in das Ghetto ein und machten regelrechte Straßenjagden auf Juden […] und verschickten sie an einen ´unbekannten Platz´. […] Ein junger Bursche, der aus dem Transport entwischen konnte und ins Ghetto zurückkehrte, erzählte uns, dass die Juden per Bahn in Viehwaggons nach Auschwitz gebracht wurden, wo sie liquidiert wurden. […] Eines Tages sagte uns meine Mutter, dass die volksdeutsche Familie Weiss bereit wäre, uns zu verstecken. […] Unsere Familien waren befreundet. […] Ich kam dann zur Familie Weiss. […] Während des Tages war ich in einer Nische zwischen zwei Betten versteckt, am Abend kam ich aus meinem Versteck und half der Familie Weiss bei der Arbeit.
Sowohl mir als auch der Familie Weiss war klar, dass ich nicht lange in ihrem Haus bleiben konnte. So freute ich mich, als Herr Weiss mich fragte, ob ich als polnische Arbeiterin nach Deutschland gehen wollte. […] Es war einfach, Papiere zu bekommen, da viele Polinnen, die einen Gestellungsbefehl nach Deutschland hatten, froh waren, diesen loszuwerden. […] Für die nächsten Jahre hieß ich dann Lucyna Gorgas, geboren am 2. Oktober 1925. In Wirklichkeit war ich zwei Jahre jünger. […]