Mathilde Rappe (Jg. 1907) erkrankte im ersten Lebensjahr an Kinderlähmung. Der Vater, ein Zigarrenarbeiter, verstarb kurz nach ihrer Geburt.
Mit fünf Jahren kam sie in ein Heim in Bad Rehburg und wurde nach sieben Jahren in die Heilanstalt nach Rotenburg verlegt. Die Diagnose lautete: »Totalverkrüppelung, kein Schwachsinn«.
Die Krankenakte verzeichnet 1940: »Liegt dauernd tagsüber im Liegestuhl. Psychisch recht frisch u. für alles interessiert. Spricht nur sehr schlecht. Körperlich sonst o. B.«
1941 wurde die Vierunddreißigjährige, zusammen mit 22 Frauen und drei Männern, im Rahmen der »Wilden Euthanasie« in die Heilanstalt Kaufbeuren verbracht. Mathilde und viele der anderen verlegten Kranken erhielt »Entzugskost«, die zum langsamen Verhungern führte. Am 3.02.1944 verstarb sie an »Grippe mit Beteiligung der Atmungsorgane«.