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Brückstraße 5

Leopold Bartels

Er wurde am 23.10.1895 geboren. Seine Eltern waren der Barbier und Friseur Johann Bartels und Marie Bartels, geb. Wehmeyer. Die familiären Verbindungen zu Friseurmeister Karl Bartels und dessen Frau Johanne (Brückstr. 5 Einwohnerbuch 1934; Brückstr. 10, Einwohnerbuch 1949) und Friseurin Magdalene Bartels (Brückstr. 5, Einwohnerbuch 1949) konnten noch nicht ermittelt werden.

Im Verdener Anzeigenblatt erschienen im April 1933 drei Berichte über einen „Friseur B.“:

  • 02.04.1933: Friseur B. hatte betrunken auf dem Erntefest in Hönisch einen Konflikt mit Oberlandjäger Lieb ausgetragen, und diesen zur Seite gestoßen. Auch nach dem Fest waren die beiden noch einmal zusammengestoßen. Er wurde zu 30 Mark Geldstrafe, hilfsweise drei Tagen Gefängnis, verurteilt.
  • 06.04.1933: „(Schöffengericht). Zur Vermeidung von Verwechslungen werden wir gebeten mitzuteilen, daß der kürzlich vom Schöffengericht wegen Widerstandes gegen die Staatsgewalt verurteilte Friseur B. der Friseur Bartels ist.“
  • 08.04.1933: „(Widerstand gegen die Staatsgewalt). Wir werden gebeten mitzuteilen, daß mit dieser Angelegenheit der Friseur Karl Bartels hierselbst, Brückstraße, nichts zu tun hat.“

Im Spruchgerichtsverfahren von 1948 gegen den ehemaligen Leiter der Verdener Außenstelle des Sicherheitsdienstes der SS (SD) Waldemar Schneider, sagte die ehemalige Schreibkraft Gisela Lange aus: „Mir fällt allerdings ein Fall ein, und zwar betr. dieser den Frisörmeister Bartels, Brückstraße. Dieser hatte in seinem Hause ein Radiogerät, mit dem er Auslandssender hörte. Bei ihm bestand ein Treffpunkt von Fremdarbeitern aller Nationen, vor allem von Franzosen, die sich auf diese Weise Nachrichten aus dem Auslande besorgten. Ob gegen diese Frisör etwas veranlasst worden ist, habe ich nicht in Erfahrung gebracht. Herr Sch. [Schneider] hat sich mit dem Frisör mehrfach unterhalten und ihn in seiner Wohnung aufgesucht. Über die Verhältnisse ist dem SD-Abschnitt berichtet worden.“

Leopold Bartels beantragte nach dem Krieg eine Wiedergutmachung wegen seiner antinationalsozialistischen Einstellung. Leider fehlt in der Akte sein Lebenslauf. Der Tatbestand für seine Verurteilung wird nicht konkret benannt. Es ist zu vermuten, dass er der Schwarzhörer war, von dem die Sekretärin der Verdener SD-Dienststelle berichtete.

Inhaftierungen:

  • Im April 1942 war er für sechs Tage in Schutzhaft im Verdener Landgerichtsgefängnis
  • Vom 30.04.1942 – 01.05.1942 Schutzhaft im Gefängnis Nienburg
  • Vom 01.05.1942 – 31.07.1942 Arbeitserziehungslager Liebenau
  • Vom 08.03.1943 – 08.05.1943 Landgerichtsgefängnis Verden

Anhand der Meldeunterlagen geht hervor, dass er zunächst als Friseur, dann als Reisender und Handelsvertreter (Einträge unter „Stand, Gewerbe“) beruflich tätig war:

  • 30.01.1930 Zuzug von Berlin in die Brückstr. 5
  • 24.03.1930 abgemeldet „auf Reisen“
  • 14.04.1930 Zuzug von Reisen in den Andreaswall 26
  • 21.01.1932 Umzug in die Brückstr. 5
  • 10.10.1932 abgemeldet „unbekannt verzogen“
  • 13.07.1934 Zuzug von Bremen in die Brückstr. 5
  • 04.01.1943 abgemeldet nach Erbach (Westerwald), Schilderfabrik Groß
Quellen:

  • Standesamt Verden, Geburtsurkunde
  • Bundesarchiv Koblenz, Z 42 VII/2409, S. 107.
  • Niedersächsisches Landesarchiv, Standort Stade, Rep. 210, Nr. 87
  • Stadtarchiv Verden, Alte Meldekartei
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