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Hinter der Mauer 37

Heinrich Klostermeier

Heinrich Klostermeier (*14.07.1900 in Achim) arbeitete als selbstständiger Schlachter. 1933 und 1934 äußerte er sich abfällig über Hitler (»Hitler ist ein großer Zigeuner«) und den Verdener NSDAP-Ortsgruppenleiter Bruno Woltersdorf (»Verkappter Bolschewist«).
Obwohl er denunziert worden war, setzten sich andere Zeugen für ihn ein. Als er 1938 verraten wurde, weil er »Hitler zurück in die Puszta« wünschte, wurde er durch die Gestapo vernommen, zunächst aber wieder entlassen. Es kam zu einem Verfahren wegen »Beleidigung des Reichskanzlers« vor dem Sondergericht Hannover, das ihn 1939 zu drei Monaten Gefängnis verurteilte.

Im September 1939 wurde er aus dem Landgerichtsgefängnis Verden entlassen. Nach dem Krieg erfolgte die Anerkennung als politisch Verfolgter und eine Haftentschädigung in Höhe von 450,00 DM.

Beruf:

  • Januar 1930-Juni 1933 selbstständiger Schlachter
  • Juli 1933-November 1937 Lokführer Fa. G. Tesch, Berlin (Auflösung der Schleusen-Baustelle in Etelsen/Cluvenhagen)
  • November 1937-November 1939 Lokführer Siemer & Möller, Bremen
  • 01.11.1945 selbstständiger Hausschlachter

Wehrdienst:

  • Einberufung November 1939. Unteroffizier im Pferdelazarett Verden bis Kriegsende.

Anschuldigungen:

  • April 1933: Beleidigung des NSDAP-Ortsgruppenleiters Bruno Woltersdorf: „Verkappter Bolschewist“ und des Führers: „Hitler ist ein großer Zigeuner“.
  • 1934 im Schwarzen Bären: „Wir sind Rot und bleiben Rot“. „Der Zigeuner Hitler soll zurück in die Puszta“.
  • Januar 1938 in Etelsen zu einem Arbeiter aus Danzig: „Hitler soll zurück in die Puszta“. Vernehmung durch die Gestapo, danach entlassen.

Verurteilung:

  • Januar 1939: Sondergericht Hannover: 3 Monate Gefängnis

Haft:

  • 15.06.1939-15.09.1939 Landgerichtsgefängnis Verden

Denunzianten:

  • April 1933: Händler Heinrich Koch, Stifthofstr. Und Rossschlachter Döpke sen., Piepenbrink. Dank Polizeimeister Dunekake km er mit einem „blauen Auge“ davon.
  • 1934 im Schwarzen Bären: Viehhändler Willi Carl, Lindhooper Str. und ein Lüdeke (Fremder). Der Wirt Fritz John und der Händler W. Schütte sagten dagegen aus.

Wiedergutmachung:

  • 3 Monate x 150,00 DM = 450,00 DM
Quellen:

  • NLA Stade, Rep. 210 Nr. 660 (Wiedergutmachungsakte)
  • NLA Stade, Rep. 275 II Nr. 4946 (Entnazifizierungsakte)
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