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Piepenbrink 8

Friedrich Ellermann

Er wurde am 25.02.1910 in Verden geboren (ev.-luth. getauft) und war ledig. 1935 zog er von Ilten (vielleicht war er dort in einer Heil- und Pflegeanstalt; heute: Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie) in den Piepenbrink 8, 1936 Mühlenberg 22 und 1938 Hinter der Mauer 10. Von dort aus wurde er am 10.12.1940 in die Psychiatrische und Neurologische Klinik in Bremen eingewiesen. Wann er in die Landeskrankenanstalt Meseritz-Obrawalde (auch Heil- und Pflegeanstalt Obrawalde) eingeliefert wurde, konnte nicht ermittelt werden. Am 12.05.1944 wurde er dort ermordet.

Auf der Meldekartei wurde handschriftlich vermerkt: „geistig minderwertig“.

Margarete Ellermann war mit Sicherheit seine Mutter, sie wohnte 1934 am Mühlenberg 22. Im Jahre 1949 ist sie nicht mehr im Einwohnerbuch vermerkt.

Die Heilanstalt lag in der Provinz Posen, wurde dann aber dem Provinzialverband Pommern zugeschlagen. Unter dem Vorwand der Räumung für kriegswichtige Zwecke wurde die Räumung vom mehreren Anstalten in Pommern angeordnet und der größte der Teil der Patienten ermordet. Die Morde geschahen zwischen Oktober 1939 und Januar 1940 u. a. durch den Wachsturmbann Eimann. Dadurch wurden in Pommern 3 500 Betten frei für die Waffen-SS. Nach dem Polenfeldzug wurde die Anstalt wieder mit Patienten belegt und ab Sommer 1942 begannen die systematischen Krankenmorde durch Giftspritzen, Luftinjektionen und sogar durch Erschießungen. Regelmäßig erhielt die Anstalt Neueinlieferungen aus dem Rheinland, Berlin, Hamburg und Bremen. Diese Transporte trafen üblicherweise zwischen 23 und 24 Uhr auf dem anstaltseigenen Bahngleis ein und umfassten bis zu 300 Personen. Die Ankommenden wurden noch auf dem Bahnhof „selektiert“ und die nicht Arbeitsfähigen innerhalb weniger Tage ermordet.

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An den Tötungsaktionen (ca. 1.400 Geisteskranke) des „SS-Wachsturmbanns Eimann“ (Führer war der SS-Sturmbannführer Eimann) war auch sein Vorgesetzter SS-Gruppenführer George Ebrecht involviert. Ebrecht hatte zunächst im Landkreis Verden Karriere gemacht.: Adjutant des NSDAP-Kreisleiters Heinrich Peper (beide wohnten damals in Fischerhude), danach NSDAP-Ortsgruppenleiter in Hemelingen.

Ellermann-stolperstein-verden
Quellen:

  • Stadtarchiv Verden, Alte Einwohnermeldekartei.
  • Staatsarchiv Hamburg, „Opferliste Meseritz“ (nur Personenstandsdaten)
  • Einwohnerbuch der Stadt Verden 1934 und 1949
  • https://de.wikipedia.org/wiki/Heil-_und_Pflegeanstalt_Obrawald
  • Woock, Joachim: Hitlers willige Helfer: Nationalsozialisten im Landkreis Verden. Folge 10: SS-Gruppenführer und Generalleutnant der Polizei George Ebrecht, in: Landkreis Verden (Hg.): nJahrbuch für den Landkreis Verden 2019, S. 223-251.
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