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Große Straße 82

Ernst Philippsohn

Ernst Philippsohn (Jg. 1903) wurde 1903 in Schlüsselburg/Weser geboren. Er war der Cousin der Gebrüder Seckel, Inhaber eines Textilwarengeschäftes in Walsrode. 1929 hatten die Gebrüder Seckel das bisherige Geschäfts- und Wohnhaus der jüdischen Familie Fraustädter in der Großen Straße 82 käuflich erworben und in Verden eine Filiale gegründet. Ernst Philippsohn wohnte als deren wohl hauptverantwortlicher Geschäftsführer seit 1930 mit Zweitwohnsitz in Verden.

1936 musste Ernst Philippsohn NS-Deutschland verlassen, aber nicht wie geplant legal, sondern fluchtartig über die Niederlande bis nach Südafrika. Sein schon in Hamburg aufgegebenes Gepäck wurde durchsucht und eine hohe Geldsumme in RM und ausländischen Devisen gefunden Das Geld sollte in Südafrika zum Aufbau einer neuen Existenz für sich und seine Cousins verwendet werden. Vom Landgericht Verden wurde Ernst Philippsohn wegen »Devisenschieberei« in Abwesenheit zu 14 Monaten Gefängnis und einer hohen Geldstrafe verurteilt.

Quellen:

  • Stadtarchiv Verden: Rep. III, „Pascheberg-Akten“ Nr. 14 ff
  • Stadtarchiv Verden: Rep. II Schule H I, 5,1 und 5,2
  • Stadtarchiv Verden: Alte Meldekartei, Adressbücher 1904, 1910, 1922, 1927, Einwohnerbuch 1934
  • Nds. Staatsarchiv Stade: Rep. 86 Verden Nr. 17 (Gefangenenbuch des Landgerichtsgefängnisses Verden)
  • Staatsarchiv Bremen: 4,54 – E 10196 (Entschädigungsakten)
  • Staatsarchiv Bremen: 4,82/1 Einwohnermeldekartei, 1. Schicht
  • Archiv des Domgymnasium Verden: Schülerhauptverzeichnis, Klassenbücher 1931/32 ff
  • (ehemaliges) Fotoarchiv Troue: Foto-Nr. 1925
  • Staatsarchiv Bremen (Hg.) »…sind Sie für den geschlossenen Arbeitseinsatz vorgesehen…« »Judendeportationen« von Bremerinnen und Bremern während der Zeit der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft, Kleine Schriften des Staatsarchivs Bremen, H. 36, Bremen 2006
  • Staatsarchiv Bremen (Hg.): Erinnerungsbuch für die als Juden verfolgten Einwohner Bremens, die während der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft wegen ihrer Zugehörigkeit zur jüdischen Glaubensgemeinschaft oder nach den Kriterien der nationalsozialistischen Rassegesetzgebung als Juden verfolgt wurden. Kleine Schriften des Staatsarchivs Bremen, H. 37, Bremen 2006
  • Haag, Christian: Das Schicksal der jüdischen Bürger Verdens unter dem Nati-onalsozialismus, Bibliothec Gymnasii Verdensis, Verden 1991 (maschinen-schriftlich 1965)
  • Weidemann, Jürgen: Novemberpogrom 1938 – »Kristallnacht« in Verden, Verden o.J. (1988)
  • Verdener Neueste Nachrichten vom 10.11.1938 (»Die Trauerkunde löste tiefste Empörung aus«)
  • Verdener Nachrichten vom 17.05.1985 (Erlebnisbericht von Uri Bustan)
  • Verdener Nachrichten vom 18.11.1991 (Weidemann, J: Vor 50 Jahren: Juden ins Ghetto Minsk deportiert)
  • Verdener Nachrichten vom 08.09.1993 (»Warum wohnen Sie nicht in Verden?«)